Kandinsky, Klee, Schiele …

Untertitel
Ausgewählte Graphikmappen des frühen 20. Jahrhunderts
Laufzeit
28.3. – 29.6.2014
Beschreibung

Die Auswahl von ca. 60 Werken reicht von Blättern aus den berühmten vier Mappen der »Bauhaus-Drucke. Neue Europäische Graphik«, in denen sich die gesamte internationale Avantgardebewegung der 1920er-Jahre vereint – von Boccioni, Feininger bis zu Jawlensky. Daneben ist die heute kaum bekannte Sema-Mappe von 1912 neu zu entdecken, die als Prototyp eines Mappenwerks vollständig zu sehen ist. Neben den materialspezifischen Ausdrucksmöglichkeiten sind es insbesondere die variablen technischen Verfahrensweisen des druckgraphischen Mediums, denen sich die Künstler interessiert zuwenden. Da die Graphik Möglichkeiten zum Experiment bietet, wird sie vielfach zum Katalysator für Innovationsbestrebungen und die Weiterentwicklung der Formfindung. Aber auch die ansteigende Graphiknachfrage auf dem Kunstmarkt bewirkt eine erhebliche Aufwertung innerhalb der zeitgenössischen Wahrnehmung.

Die Sema-Mappe

Die Künstlervereinigung Sema ist heute nahezu unbekannt, obwohl bedeutende Wegbereiter der Moderne wie Paul Klee und Egon Schiele zu ihren Mitgliedern zählten. In neuem Zusammenhang betrachtet, offenbart insbesondere die von der Vereinigung im Jahre 1912 herausgegebene Sema-Mappe eine bislang unterschätzte Bedeutung. Als eines der ersten einer modernen Kunstauffassung verpflichteten Graphikprojekte, steht sie am Beginn einer langen Reihe von Mappenwerken des 20. Jahrhunderts.

In der Ausstellung ist die Sema-Mappe in ihrer Gesamtheit zu sehen – vom Einband, dem vorangestellten Manifest bis zu den fünfzehn lithographischen Beiträgen. Auffällig ist ihre aufwändige Gestaltung durch ein von der Künstlervereinigung entwickeltes Signet. Dieses ziert den Einband sowie die einzelnen Lithographien und kennzeichnet die oftmals dem Gesamtwerk entrissenen Blätter bis heute.

Die Bauhaus-Mappen Neue Europäische Graphik

Das von Walter Gropius 1919 als Kunstschule in Weimar gegründete, »Staatliche Bauhaus« hat den Anspruch angewandte und freie Künste zu vereinen und erfasst die Stimmung einer ganzen Künstlergeneration.

Auch die Druckgraphik nimmt am Bauhaus eine wichtige Stellung ein und Meister wie Schüler nutzen die umfangreichen technischen Möglichkeiten der eigenen Druckerei. Zu Beginn der 1920er-Jahre entsteht die Idee ein Mappenwerk herauszugeben, das die gesamte »neue europäische Bewegung« auf dem Gebiet der Graphik zusammenfassen soll. Neben den Bauhaus-Meistern Lyonel Feininger, Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Gerhard Marcks, Georg Muche, Oskar Schlemmer und Lothar Schreyer bittet man 75 weitere Künstler und auch die Nachlassverwalter bereits verstorbener Künstler, wie Umberto Boccioni und Franz Marc, um ihre Mitarbeit.

Die »Graphik-Welle« des 20. Jahrhunderts

»Die Graphik unserer Tage wird einer späteren Zukunft Zeugnis von ihnen geben, das getreuste Dokument der Fieber, die uns schütteln.«

Das Zitat von Hans Tietze aus dem Überblickswerk Deutsche Graphik der Gegenwart von 1922 formuliert deutlich das Selbstverständnis der Graphik innerhalb der Kunstproduktion der frühen Moderne. Dieses bestätigt sich in einer wahren Flut druckgraphischer Ausdrucksformen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Zeichnungen und Druckgraphiken aus dem Bestand der Graphischen Sammlung – von Einzelblättern bis zu Mappenwerken – verdeutlichen, dass die Geschichte der modernen Kunst aus der Perspektive der Vervielfältigungskünste durchaus neu zu entdecken ist.

Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung erschien ein reich bebilderter Katalog der ausgestellten Werke im Hirmer-Verlag München. Neben einführenden Essays von Susanne M.I. Kaufmann und Corinna Höper umfasst der Katalog ein Verzeichnis der Mappenwerke und in Deutschland publizierten illustrierten Zeitschriften von 1910 bis 1945 in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart.