Ruß, Kohle, Bleistift.

Untertitel
Hermann Pleuers Eisenbahnzeichnungen
Laufzeit
17.9.2011 – 12.2.2012
Beschreibung

Von Hermann Pleuer sind über hundert Zeichnungen zum Thema Eisenbahn in der Sammlung Schloss Fachsenfeld versammelt, die sich als Dauerleihgabe in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart befinden. Sie bezeugen die intensive Auseinandersetzung des Künstlers mit diesem Gegenstand. Auf eine zu seiner Zeit seltene Weise dokumentierte Pleuer ihn aus verschiedenen Blickwinkeln und hielt dabei auch die Folgen seiner Entwicklung für Stadt und Landschaft fest.

Dem Thema Eisenbahn wurde um 1900 allgemein hohes Interesse entgegengebracht. Pleuer wandte sich ihm ab 1896 zu. Nach einem Kunststudium an den Akademien in Stuttgart (1881-1883) und München (1883-1886) hatte er sich zuvor insbesondere mit Porträt, Interieur und Landschaft beschäftigt. Auch die ersten Eisenbahnzeichnungen und -gemälde gingen aus der Auseinandersetzung mit der Landschaft hervor; kurz darauf begann er zudem die Herstellung und Technik der Eisenbahn zu schildern. Neben rasch festgehaltenen Eindrücken schuf Pleuer höchst detaillierte, genau ausgearbeitete Studien und Entwurfszeichnungen. Sie entstanden im Umfeld der Reparaturwerkstätten am Stuttgarter Nordbahnhof und des alten Stuttgarter Bahnhofs, wo Pleuer sich aufgrund einer Sondererlaubnis frei bewegen durfte. Vor allem die verschiedenen Lokomotivtypen und das Bahnhofsvorfeld mit dem weit verzweigten Schienennetz interessierten ihn. Dass der Gleiskörper auch zum eigenständigen Motiv wurde, ist für den damaligen Zeitpunkt als neuartig zu werten.

Im städtischen Bereich hielt Pleuer die spezifischen Architekturformen fest, die aufgrund der Gleisanlagen gebaut wurden Eisenbahnbrücken, Signalstege, Fußübergänge. Daneben beschäftigte er sich auch mit dem Motiv des Bahnhofsinneren.

Den hohen dokumentarischen Charakter, der Pleuers Arbeiten auszeichnet und schon von seinen Zeitgenossen hervorgehoben wurde, zeigt der Vergleich seiner Zeichnungen mit Modellen und historischen Dokumenten.

Schließlich ermöglichen Pleuers Zeichnungen und Studien auch einen aufschlussreichen Einblick in seine künstlerische Arbeitsweise. Vor Ort fertigte er schnelle, aber präzise Skizzen an, die er im Atelier weiter entwickelte. Bestimmte Motive hat er immer wieder aufgegriffen. So lässt sich der Entstehungsprozess seiner Gemälde nachvollziehen. Dabei zeigt sich, dass sie zwar wie die Schilderung eines Moments wirken, aber teilweise minutiös vorbereitet wurden.